Gedenkveranstaltung „Italienische Militärinternierte“
anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar
Am vergangenen Freitag fand im Kollegiensaal des Altonaer Rathauses die Gedenkveranstaltung der Bezirksversammlung „Italienische Militärinternierte in Altona – Eine vergessene Opfergruppe“ statt. Unter maßgeblicher Beteiligung des Stadtteilarchivs Ottensen gestaltete dort sehr erfolgreich die Arbeitsgruppe „Zwangsarbeit“ des Ausschusses für Kultur und Bildung einen informativen, beeindruckenden, bewegenden und feierlichen Abend.
Das Lager Bahrenfelder Straße (Oben rechts im Bild) war nach dem II. Weltkrieg Wohnlager für Ausgebombte und Flüchtlinge.
„Stefanie Wolpert, Vorsitzende des Kulturausschusses begrüßte die Gäste der Veranstaltung und Dr. Frank Toussaint, Vorsitzender der Bezirksversammlung Altona, hielt eine kurze inhaltliche Rede zur Einführung in die folgenden Beiträge.
Im Hauptvortrag schilderte Susanne Wald von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ausführlich die Verhältnisse zwischen dem NS-Regime und dem faschistischen Italien bis in die Zeit nach dem Sturz Mussolinis und der Besetzung Italiens durch die deutsche Wehrmacht. Rund 600.000 italienische Soldaten wurden als so genannte italienische Militärinternierte (IMI) zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verschleppt. Sie waren von der Bevölkerung mehrheitlich als Verräter angesehen, deren Behandlung kaum besser war als die der sowjetischen Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Manfred Hessel-Stahl, Sohn einer Deutschen und eines italienischen Militärinternierten, berichtete, wie er erst sehr spät, kurz vor dem Tod der Mutter, von seinem Vater erfuhr und wie er durch eigene Recherchen den Kontakt zu seinen italienischen Verwandten fand.
Zur Situation der italienischen Militärinternierten in Altona referierten die beiden Vertreterinnen des Stadtteilarchivs Ottensen, Frauke Steinhäuser und Gaby v. Malottki in ihrem gemeinsamen Vortrag. Trotz der bislang wenig erforschten Umstände der IMI in Altona gelang es doch, ein eindrückliches Bild ihrer Lebens- und Arbeitssituation zu erhalten. So befand sich z.B. in der Bahrenfelder Straße 320 (heute Vivo) ein großes Wohnlager. Zur Arbeit mussten die Männer in Firmen wie die Wollgarnspinnerei Tittel & Krüger, heute Sitz der Mopo, und die damals kriegswichtige Präzisionswerkzeuge-Firma Wilhelm Fette, die ihren Hauptsitz am Spritzenplatz hatte (heute Fette-Höfe). Zitate aus einem Buch, das erst kurz vor der Veranstaltung von dem Sohn des IMI Giacomo Morandini, der bei Fette Zwangsarbeit leisten musste, ins Stadtteilarchiv geschickt wurde, verdeutlichten eindringlich die Not der Betroffenen.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch ein Streich-Quintett von Jugend musiziert, Förderverein Hamburg e.V. Die Musikstücke, in hoher Qualität dargeboten, passten sehr gut zur Thematik. Bis zum Schluss folgten die Besucherinnen und Besucher den Vorträgen mit großer Konzentration und wir freuten uns über den regen Austausch in interessanten Gesprächen im Anschluss an die Vorträge.“
Text: Gaby v. Malottki und Hans Jensen
Kultur- und Geschichtspfad Othmarschen
Ein Antrag des Stadtteilarchivs Ottensen an den Ausschuss für Kultur und Bildung wurde angenommen und von der Bezirksversammlung Altona bestätigt.
Ziel ist es, zum Jubiläumsjahr 2017, „700 Jahre Othmarschen“, einen Kultur- und Geschichtspfad mit Informationstafeln zu schaffen. Spaziergänger erhalten so einen neuen Zugang zur Geschichte, Kultur, Architektur und Landschaft des Stadtteils. Die Tafeln vor Ort verweisen über QR-Codes auf weiterführende Texte und Bilder auf einer Website. Neben geführten Rundgängen können Spaziergänger allein oder in Begleitung in selbst gewähltem Tempo von Station zu Station wandern, nur einzelne Stationen aufsuchen oder zufällig beim Sonntagsspaziergang darauf stoßen.