Rüstungsproduktion im Zweiten Weltkrieg
Schon 1935 wurde Menck & Hambrock in das Aufbauprogramm des nationalsozialistischen Regimes für Luftwaffe und Heer einbezogen. Im Krieg produzierte der Betrieb fast ausschließlich für die Rüstung: Haubitzen, Bomben, Panzerabwehrkanonen und kriegsspezifische Baugeräte. Der Umsatz steigerte sich um ein Vielfaches. Die Belegschaft war traditionell überwiegend sozialdemokratisch orientiert. Beruflich aufsteigen konnten allerdings fast ausschließlich Nationalsozialisten.
Menck & Hambrock, Werk I, 1931, Foto: Stiftung Historische Museen Hamburg – Altonaer Museum
Zwangsarbeit
An die Front eingezogene Menck-Arbeiter wurden durch ausländische Zivilarbeiter, vor allem Franzosen, und russische Kriegsgefangene ersetzt. Fachkräfte waren knapp. 1942 waren fast vierhundert Zwangsarbeiter, die aus dem von deutschen Truppen besetzten Russland deportiert worden waren, darunter auch Kriegsgefangene, bei Menck beschäftigt. Die gesamte Belegschaft einer Rostower Metallfirma war verschleppt und dem Rüstungsbetrieb Menck zugeteilt worden. Auf dem Firmengelände gab es ein eigenes Lager für Zivilrussen.
Bohrwerksdreherei, Zeichnung 1938, aus: Festschrift 70 Jahre M & H, Bild: Stadtteilarchiv Ottensen
Walter Stolte, ehemaliger Maschinenbauer bei Menck & Hambrock, Interview 17.2.1982:
„Ich weiß noch, als die Russen, Zivilrussen, ankamen. Wir kriegten vorher einen Vortrag! Das sind friedliche Menschen usw. Die sind dann gekommen und hatten wohl auch ein bisschen Hunger und unsere Leute haben denen was zu essen gegeben. Da sind unsere Nazis dann raus gestürmt und haben gesagt: So ist das natürlich nicht gemeint. Da können natürlich auch Kommissare zwischen sein … Die kriegten von irgendeiner Kriegsküche geliefert: Wasser, da waren einfach Steckrüben oder Wurzeln rein geschüttet. Das war ihr ganzes Essen…, die fielen zusammen, wie man das von Konzentrationslagerhäftlingen kennt.“
Als der Betriebsleiter das Essen beanstandete, gestatteten die Behörden Menck & Hambrock, die Russen aus der eigenen Werksküche zu versorgen, um ihre Arbeitsleistung zu steigern.
Das Schicksal des Menck-Arbeiters Erich de Giske
Erich de Giske, 1940, Foto: Staatsarchiv Hamburg
Betriebsschlosser in der Rüstungsproduktion
Der 1904 geborene Blechschlosser Erich de Giske wohnte in der Altonaer Altstadt und hatte in den 1920er Jahre auf Hamburger Werften gearbeitet. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 war er fünf Jahre lang arbeitslos gewesen. 1935 stellte Menck & Hambrock Erich de Giske als Betriebsschlosser ein und beschäftigte ihn im Werk V, Reparatur- und Ersatzteilabteilung. Bei seiner Musterung 1940 wurde er als „kriegsverwendungsfähig“ eingestuft. Da er aber als Facharbeiter in einem Rüstungsbetrieb als „unabkömmlich“ galt, wurde er nicht als Soldat zur Wehrmacht einberufen.
Ablehnung der Kündigung
1941 kam de Giskes Frau bei einem Bombenangriff der englischen Luftwaffe auf Hamburg ums Leben. Im folgenden Jahr reichte er seine Kündigung bei Menck & Hambrock ein. Doch das Arbeitsamt Hamburg-Altona lehnte die Kündigung ab. Arbeitsamt Hamburg, Hauptdienststellenleiter Eisen und Metall, 8.8.1942: „Nach eingehender Prüfung Ihres obigen Antrags bin ich zu meinem Bedauern nicht in der Lage, der Kündigung Ihres jetzigen Arbeitsverhältnisses zuzustimmen, da die von Ihnen angeführten Gründe unter den heutigen Verhältnissen einen Arbeitsplatzwechsel nicht rechtfertigen. Ich darf daher von Ihnen erwarten, dass Sie weiterhin auf Ihrem jetzigen Arbeitsplatz Ihre Pflicht erfüllen und Ihre persönlichen Wünsche den staatspolitischen Erfordernissen unterordnen.“
Fahndung nach de Giske in Frankreich
Während seines Urlaubs im Sommer 1943 überquerte Erich de Giske illegal die Grenze und besuchte im inzwischen deutsch besetzten Frankreich seine Geliebte, die ehemals in Hamburg zur Arbeit verpflichtet gewesen war. Er blieb in Frankreich. Menck & Hambrock meldete sein Fernbleiben von der Arbeit, woraufhin das Wehrbezirkskommando Hamburg V die Geheime Staatspolizei verständigte. Die von der Gestapo veranlasste Fahndung führte im Dezember 1943 zur Verhaftung Erich de Giskes in Frankreich.
Haftbefehl des Hanseatischen Sondergerichts, 17. 2. 1944, Abbildung: Staatsarchiv Hamburg
Verurteilung als Deserteur
Die Gestapo unterstellte ihm politisch motivierte „Fahnenflucht“, er galt als Deserteur und als Gegner der nationalsozialistischen Regierung und des Krieges. Erich de Giske gab an, er sei in Frankreich krank geworden, habe die Rückkehrfrist versäumt, aus Angst vor Bestrafung nicht gewagt, verspätet zurückzukehren und sich dann in Frankreich auch bei deutschen Firmen um Arbeit bemüht. Doch das Hanseatische Sondergericht verurteilte Erich de Giske am 20. Juni 1944 wegen des Versuchs, sich der Wehrmacht zu entziehen, zum Tode. Am 5. August 1944 wurde Erich Giske von einem Erschießungskommando im KZ Neuengamme hingerichtet.
Oberstaatsanwalt als Leiter der Vollstreckungsbehörde Hamburg, 8. August 1944: „Geschehen im Lager der Waffen-SS in Neuengamme: … Um 13 Uhr 43 wurde der Verurteilte Erich de Giske zusammen mit dem Verurteilten Oldrich Sedlacek vorgeführt. Der Staatsanwalt Dr. Kappauf stellte die Personengleichheit der Vorgeführten fest und bat um 13 Uhr 44 den leitenden Offizier Hauptmann der Waffen-SS Burck, das Todesurteil zu vollstrecken. Dieser teilte dem Vollzugskommando den Befehl zur Abgabe einer Salve auf die beiden Verurteilten. Um 13 Uhr 45,5 meldete der Arzt Trzebinski, dass der Tod der beiden Verurteilten festgestellt sei.“
Das „Menckmal“
Im Juli 1998 erhielt das Stadtteilarchiv Ottensen unerwartet ein riesiges Geschenk: einen vierzig Tonnen schweren ausgedienten Bagger „M 152“ der Maschinenfabrik Menck & Hambrock.
Transport und Restaurierung
Mit finanzieller Unterstützung des letzten Geschäftsführers und des Bezirks Altona ließ das Stadtteilarchiv dieses „bewegliche Denkmal“ an der Nöltingstraße, Ecke Am Born auf dem ehemalige Gelände von Werk I aufstellen und restaurieren. Etwa 1954 hatte der Bagger das Werk in Ottensen verlassen und war zuletzt im Einsatz bei einer Tochterfirma der Philipp Holzmann AG in Würzburg, wo er 1992 ausrangiert wurde.
Schwertransport 1998, Foto: Stadtteilarchiv Ottensen
„Als Löffelhoch-Bagger mit einem 1,5 cbm fassenden Grabgefäß ist er ein typischer Seilbagger, ein Typ einer Baureihe, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf Großbaustellen und in Steinbrüchen eingesetzt wurde. Erst ab Mitte der 1960er Jahre wurde er Schritt für Schritt durch den heute bekannten Hydraulikbagger ersetzt. Der M 152 ist ein vollkommen mechanisch gesteuertes Gerät, d.h., alle Bewegungen werden mit hand- und fußbetätigten Kupplungen und Bremsen ausgeführt. Der Antrieb des M 152 erfolgt durch einen wassergekühlten 4-Zylinder Deutz Dieselmotor. In der Fachsprache ist der M 152 ein ‚langsam laufender Langhuber‘, der eine hohe Lebensdauer erreicht.“
Übrigens: Ein von außen zu beheizender Kohleofen unter den Fußbremsen wärmte die Fahrerkabine im Winter.
Vorführung des Menck-Baggers, Mai 2014, Foto: Stadtteilarchiv Ottensen
Ein bewegliches Denkmal
Seit 1998 steht der restaurierte Bagger aus dem Ottenser Werk für ein Stück Stadtteilgeschichte und zur Erinnerung an die Menschen, die hier bei Menck & Hambrock arbeiteten. Einmal im Jahr wird er bei einer Vorführung in Betrieb gesetzt.