Spielplatzinitiative Ottensen e. V.
Die Spielplatzinitiative Ottensen, kurz SPIO, ging hervor aus einem Stadtteiltreffen, das 1979 in der Christiansgemeinde zum Thema „Kinder in Ottensen“ stattfand. Engagierte Mütter und Väter kritisierten, Spielplätze in Ottensen seien „ausnahmslos langweilig ausgestattet, gefährlich gelegen oder aber viel zu klein … Bestenfalls die Kleinsten halten es hier eine Weile aus“.
„Schulkinder brauchen einen Aktiv-Spielplatz.“
„Noch vor 25 Jahren gab es in Hamburg überall freie grüne Flächen und der Verkehr hatte längst nicht die heutigen Ausmaße. Kindern blieb genügend Platz zum Spielen. Heute ist alles dicht bebaut und gefährliche Verkehrsadern durchschneiden unsere Stadtteile… Die jüngste Entwicklung hat es mit sich gebracht, dass unsere Kinde Rolltreppen-Ralleys in Großkaufhäusern machen statt – wie früher – im freien Gelände zu toben. Auf einem Aktiv-Spielplatz lernen die Kinder mit Werkzeugen, Feuer, Wasser, ja selbst mit Pflanzen und Tieren umzugehen.“
Fotoserie um 1993, Stadtteilarchiv Ottensen
Sozialer Brennpunkt
Das ehemalige Arbeiterviertel Ottensen galt nach dem Weggang der Fabriken, der Vernachlässigung vieler Mietshäuser infolge von Spekulation und dem Zuzug von Einwandererfamilien als „sozialer Brennpunkt“. Angesichts von Bandenkriminalität, Drogenproblemen und Gewalt wollte die SPIO die Kinder von der Straße holen, Verwahrlosung und Drogenkonsum etwas entgegensetzen sowie ein integratives Projekt für deutschstämmige und türkische Kinder betreiben.
Fotoserie um 1993, Stadtteilarchiv Ottensen
Kampf für den „Baui“
Die SPIO machte sich für einen Aktiv-Spielplatz auf dem ehemaligen Menck-Gelände stark, einem der letzten freien Plätze in Ottensen. Sie lud Vertreter von Baugesellschaften, Architekten sowie Vertreter vom Bau- und Planungsamt zu Gesprächen, organisierte Infofeste, sammelte tausend Unterschriften und mobilisierte zu öffentlichen Anhörungen. 1982 betrieb die SPIO mit Unterstützung des Stadtteilzentrums „Motte“ zwei Stunden täglich den „Aktivspielplatz auf Probe“. Gemeinsam mit den Kindern wurde ein Hüttendorf gebaut, es gab Stockbrot am Lagerfeuer.
„Mehr als 200 Kinder aus Ottensen lernten (zum Teil mühsam) verantwortungsvoll mit Werkzeug, Material und ihren Mitbaumeister(innen) unzugehen. Was sie an Zerstörungswut und Streitlust mitbrachten, wurde sichtbar von Woche zu Woche weniger.“
Fotoserie um 1993, Stadtteilarchiv Ottensen
Im Mai 1983 gab es Aktionstage und im folgenden Jahr einen Monat lang Angebote für Kinder. In Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt entstand ein Modell eines Bauspielplatzes, das im Stadtteilarchiv Ottensen, damals in einer Fabriketage Am Born 6 gegenüber dem Menck-Gelände, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Von 1989 bis 1990 betrieb die SPIO den Bauspielplatz mit Unterstützung von ABM-Kräften (bezahlt aus einem „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“-Topf des Arbeitsamtes): Zwei Jahre lang durften die Kids hämmern und gärtnern. Es gab Mittagstisch, Ausflüge, Flohmarkt für Kinder von Kindern. Doch als die ABM-Verträge der Mitarbeiter – zwei Sozialpädagogen, eine Sozialpädagogin und eine Tischlerin – ausliefen, war das Projekt am Ende. 1990 musste der „Baui“ vorerst schließen – trotz vieler Proteste, auch aus dem gegenüberliegenden Kinderladen „Mottenkiste“.
Fotoserie um 1993, Stadtteilarchiv Ottensen
Ab 1991 ging es provisorisch weiter: Bei gutem Wetter vergnügten sich täglich 30 bis 40 Kinder auf dem Bauspielplatz, brieten Kartoffeln am offenen Feuer und kümmerten sich um die Tiere; neben Kaninchen und Hamstern hausten inzwischen auch vietnamesische Hängebauchschweine auf dem „Baui“.
Fotoserie um 1993, Stadtteilarchiv Ottensen
Der Kampf der SPIO um feste pädagogische Stellen und um ein beheizbares festes Domizil mit Wasseranschluss und sanitären Anlagen hielt über Jahre an. Im Sommer 1994 war endlich Richtfest für das „Spielhaus“, einen Flachbau mit Grasdach, Spielräumen, Küche, Werkstatt und Materiallager. Seitdem ist der Bauspielplatz der SPIO eine feste und immer noch vielbesuchte Institution in Ottensen.