Mitten durch Ottensen
Die Bahrenfelder Straße
Vor mehr als 30 Jahren hat das Stadtteilarchiv Ottensen eine Broschüre mit dem Titel „Die Bahrenfelder Straße von A-Z“ herausgegeben. Seitdem hat sich viel getan in der Hauptstraße Ottensens. Der Geschichte und Gegenwart der Bahrenfelder Straße wird sich von verschiedenen Seiten genähert, zum einen bestimmt durch die Quellenlage zum anderen durch die Menschen, die die Straße erst lebendig machen, und die im Mittelpunkt des Buches stehen. Daher ziehen sich historische und aktuelle Gespräche wie ein roter Faden durch das Buch. Es kommen die verschiedensten Personen zu Wort, wie der ehemalige Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge, die Blumenverkäuferin Kathinka Schirk-May, der Friseur Behcet Algan oder der Bauwagenplatz-Bewohner Emanuel Hofmann. Der Charakter der Straße ist durch Wandel geprägt. Die Beschreibung beschränkt sich nicht auf die optischen Veränderungen, sondern legt Wert auf die Darstellung der Lebensbedingungen der Bewohner in Bezug auf Arbeits- und Wohnverhältnisse, Freizeitverhalten, politische Auseinandersetzungen und ihre Konsequenzen.
Mit der Entwicklung vom Bauern- und Handwerkerdorf zum Fabrikort wurde die Bahrenfelder Straße mehr und mehr zu einer richtigen Haupt- und Geschäftsstraße. Die ältesten erhaltenen Gebäude stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur wenige sind erhalten. Ihre architektonische und stadtgeschichtliche Bedeutung wird herausgestellt. Erhalten haben sich die Plätze und der Verlauf der Straße selbst, aber ihr Gesicht hat sich gewandelt durch Abriss und Neubauten hier und da, neue Einrichtungen und Geschäfte überall. Doch es gibt auch Fixpunkte, Traditionsgeschäfte und -lokale, die überlebten. Rund 70 ausländische Unternehmen prägen die Straße. Es sind Ladengeschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Imbisse, Restaurants und eine Fabrik. Diesen hat die Straße ihre Vielfalt an kulturellen, aber auch an kulinarischen Einflüssen zu verdanken
Während des Nationalsozialismus waren die Maschinenfabriken und Fischverarbeitungsbetriebe Orte der Zwangsarbeit, das Gelände der ehemaligen Glashütte hinter der „FABRIK“ wurde Zwangsarbeiterlager. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten diese Baracken noch bis Anfang der 1970er Jahre weiterhin Wohnzwecken, jetzt für Flüchtlinge, Rückkehrer und Ausgebombte. Es wird berichtet über die Gebrüder Goldstein, über Otto Schneider und Kurt Beusse. Die Stolpersteine für sie sind Merkposten und stehen für das jüdische Leben, das einst auch die Bahrenfelder Straße mitprägte.
Über diese Zeitgeschichte und die Menschen in ihr, ihre Lebenswege und ihre Schicksale, schlägt dieses Buch einen weiten Bogen. Es sind Momentaufnahmen des Alltags, Rückblicke in das Leben und Arbeiten der Bewohner und Reflektionen der Veränderungen der letzten Jahre. Im Zentrum der umfangreichen Dokumentation mit 75 Beiträgen auf 224 Seiten stehen die Menschen: Bewohner, Arbeiter, Fabrikbesitzer, Firmeninhaber, Handwerker und Gewerbetreibende. Sie geben Auskunft über die wichtigste Hauptstraße Ottensens. Illustriert durch mehr als 300 Abbildungen, viele von ihnen sind bisher unveröffentlicht.